Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes reist das Bundesjazzorchester vom 22. Juni bis 3. Juli mit dem Bauhaus-Projekt „Klingende Utopien“ in die USA und nach Kanada. Stationen der Reise sind Konzerte auf den Jazzfestivals in Rochester, Toronto und Ottawa. Das multimediale Programm unter der Leitung von Niels Klein wird auf dem Xerox Rochester International Jazz Festival 2018 (26. Juni 2018), dem Toronto Jazz Festival 2018 (27. Juni 2018) und dem Ottawa Jazz Festival 2018 (29. Juni 2018) präsentiert.
Geprobt wird an der Eastman School of Music in Rochester, wo die Musikerinnen und Musiker des BuJazzOs zudem an Workshops und Masterclasses teilnehmen. Unter anderem gibt es dort auch ein Wiedersehen mit Bill Dobbins, der das Bundesjazzorchester 2008 dirigierte und der den Titel „Marseille Vieux Port“ für das Bauhaus-Programm komponiert hat.
Unter dem Titel „Klingende Utopien – 100 Jahre Bauhaus“ ist ein Konzertprogramm zu ausgewählten Bauhaus-Stummfilmen für Bigband mit Vokalensemble entstanden, das bereits auf den Festivals in Dessau (Kurt Weill Fest) und Bonn (Jazzfest) erklang. Gemeinsam mit der Eastman School of Music (USA) und dem Archiv des George Eastman Museum Rochester (USA) wurden acht mustergültige Filme von Bauhausprotagonisten bzw. mit Bauhausbezug aus der Zeit der 20er und 30er Jahre ausgewählt, auf deren Basis aktuelle Kompositionen renommierter deutscher und amerikanischer Jazzkomponisten entstanden sind (Werke von Ansgar Striepens, Christopher Dell, Gebhard Ullmann, Bill Dobbins, Julia Hülsmann, Niels Klein und Oliver Schneller).
Das Hauptprogramm zeigt fünf Filme des Bauhausmeisters László Moholy-Nagy. Er schlägt inhaltlich sowie filmästhetisch gesehen den Bogen vom frühen Experimentalfilm über den Architekturfilm (Stadtplanung, Verkehr, Puls der Metropole) bis zur sozialen Dokumentation des Lebens am Rand der modernen Großstadt. Als Vorprogramm laufen kurze Werbefilme von Walter Ruttmann und Lotte Reiniger. Diese Werbefilme gelten einerseits als Meisterwerke der frühen Filmanimationstechnik, symbolisieren andererseits aber auch die für das Bauhaus zentrale Frage von Kunst und kommerzieller
Vermarktung, Kunst und Anwendbarkeit. Die Komposition „White City“ von Oliver Schneller stellt die Themen „Architektur“ und „Migration“ in den Mittelpunkt, indem projizierte Bilder der sogenannten „Weißen Stadt“ in Tel Aviv in Dialog mit musikalischen Kompositionen treten. Die Komposition für Bigband und Videoprojektion besteht aus unabhängigen, aber in der Folge aufeinander abgestimmten „Klangmodulen“, die sich jeweils auf bestimmte Bildsequenzen beziehen, die – mit der Musik koordiniert – projiziert werden.
Der künstlerische Leiter des Projekts, Prof. Niels Klein, gilt als einer der profiliertesten jungen Musiker der aktuellen deutschen Jazzszene. Als Saxophonist und Klarinettist erweckt der ECHO Jazzpreisträger (2015) und WDR Jazzpreisträger (2011) immer wieder besonderes Interesse mit seinen eigenen Projekten sowie als Komponist für Jazzorchester oder auch klassische Ensembles.
Das Bundesjazzorchester prägt seit 30 Jahren als Ausbildungsorchester für Ausnahmetalente des deutschen Jazznachwuchses die Jazzszene in Deutschland. 1988 von Peter Herbolzheimer gegründet, gilt es als wertvolles Bindeglied zwischen Ausbildung und Beruf und als ausgezeichnete Talentschmiede für erfolgreiche Jazzmusiker von Morgen. So bekannte Jazzmusiker wie Till Brönner, Roger Cicero, Michael Wollny, Julia Hülsmann und Tom Gaebel haben hier ihre Karrieren begonnen.
Träger des Bundesjazzorchesters ist der Deutsche Musikrat. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), die Daimler AG und der Westdeutsche Rundfunk teilen sich die Förderung des Projekts.